Mühlentechnik

Reibmühle

bild reibmuehle

Für den größten Teil der Erdbevölkerung ist Getreide das wichtigste Nahrungsmittel. Aus dem 5. Jahrtausend datieren die ältesten Funde von Weizen- und Getreidekörnern in Ägypten und aus der jüngsten Steinzeit in Afrika. Im Laufe der Jahrtausende haben sich die Methoden der Zerkleinerung der Getreidekörner immer wieder gewandelt und dem Bedarf der Menschen angepasst.

In dieser vorgeschichtlichen Zeit zerrieb der Mensch in mühevoller Handarbeit das Getreide mit den so genannten Reibmühlen. Diese bestanden aus einem flachen, schweren Stein (Unterlieger) und einem ebenfalls flachen, leichteren Reibstein (Oberlieger). Eine andere Art war ein muldenförmig ausgehöhlter Unterstein sowie ein handgerechter rundlicher Stein, den man für die Reibarbeit verwendete.

Mörser

bild moerser

Als nächste Stufe der Mahltechnik-Entwicklung gebrauchte man den Mörser.

Hier wurden die Getreidekörner mit einem Stößel durch Reiben und Stoßen zerkleinert und enthülst.

Drehmühlen

bild drehmuehle

Als nächste Entwicklungsstufe kamen handbetriebene Drehmühlen, auch Querne genannt, in Gebrauch. 

Hier gab es auch zwei verschiedene Typen, die Trogmühle und die Mühle mit den zwei scheibenförmigen Mahlsteinen.

Der Läuferstein ruhte hier auf einem Eisenzapfen, der mit dem Unterlieger fest verbunden war. Das Eigengewicht des Läufersteines lastete so nicht  auf dem Unterstein, sondern man konnte ihn frei balancieren und leichter drehen.

Tiermühlen

bild tierwindmuehle

Dieses Prinzip ist maßgebend gewesen für die Weiterentwicklung der Mahleinrichtungen und bis in die heutige Zeit bei den Mahlgängen unserer Mühlen in Gebrauch.

Diese Arten von Getreideverarbeitung waren natürlich für die Menschen sehr anstrengend und so besann man sich auf die Kräfte der Tiere.

Tiermühlen (Göpel) ergänzten jetzt die menschliche Arbeit. Die Zugtiere wurden für die Bewegung des Mahlsteines eingesetzt (siehe Bild). So konnte man das Korn mahlen, Öl schlagen, Getreide dreschen und Butter karnen. Für kleinere Mühlen reichte schon die Kraft eines Hundes als Antrieb aus. Ansonsten wurde das Pferd oder ein Ochse angespannt.

Wassermühlen

wassermuehle

Dieser Typ von Mühle wurde noch bis in das 20. Jahrhundert verwendet, aber die Menschen ließen sich bei der Erfindung und Weiterentwicklung von Mühlen nicht aufhalten. So beschreibt der römische Ingenieur Vitruv im 1. Jahrhundert v. Chr. eineGetreidewassermühle, die bereits das bis heute gültige Prinzip des vertikalen Wasserrades mit Zahnradwinkelgetriebe und Mahlgang besaß. Erste Hinweise auf Wassermühlen in Deutschland stammen aus der Zeit um 370 n. Chr. Eine große Anzahl von Wassermühlen gab es dann unter Karl dem Großen (768 - 814) an den Königshöfen. In Norddeutschland findet man Hinweise auf Wassermühlen ab etwa 800 n. Chr. Wassermühlen wurden nach Erfindung weiterer technischer Einrichtungen auch als Ölmühlen, Walk-, Säge-, Farbmühlen usw. genutzt.

Bockwindmühle

bild bockwiindmuehle

Als Haupttypen der Windmühlen lassen sich unterscheiden: Bockwindmühle, Kokerwindmühle,  Flutter, Turm- und Kappenwindmühle.Die erste Windmühlenart, die sich in den Wind drehen ließ, ist die Bockwindmühle. 

Charakteristisch für diesen Mühlentyp ist das aus Holz gefertigte, rechteckige Mühlengehäuse. Dieses ist drehbar um den senkrecht stehenden „Hausbaum“ oder Ständer gelagert, deswegen auch Ständermühle genannt. Der Ständer oder Hausbaum wird im unteren Teil durch diagonale Streben in der Senkrechten gehalten. Er steht auf einem Balkenkreuz, ruhend auf kräftigen, kurzen Pfeilern aus Ziegelstein. Der Ständer ragt bis unter die zweite Etage in das Mühlengehäuse hinein und ist dort im (Hammer oder Mehlbalken) gelagert. Mehlbalken, weil er zugleich die Hauptlast des Mehlbodens und des Mahlwerks trägt. Über eine Treppe und einem Balkon gelangt man an der Rückseite des Gehäuses ins Innere der Mühle.

Kokerwindmühle

bild kokerwindmuehle

Eine Weiterentwicklung der oben erwähnten Mühle ist die Kokerwindmühle. Bei diesem Mühlentyp ist es möglich, im unteren Teil Mahlgänge anzubringen. Der nach unten reichende, senkrechte Ständer wurde als Köcher durchbohrt zur Aufnahme einer nach unten reichenden Welle, die das Drehmoment der Flügel und des Spindelrades auf den Mahlgang im unteren Gebäude überträgt. So ergibt sich auch die Möglichkeit am unteren Ende der Welle ein Schöpfrad oder eine archimedische Schraube anzubringen. Kokerwindmühlen sind häufig zur Entwässerung eingesetzt worden. Sie erhielten auch noch ein etwas anderes Gesicht, denn jetzt brauchte nur noch das auf dem pyramidenförmigen Unterbau gelagerte Oberteil gedreht werden.

Der Flutter

bild flutter

Die kleinste und primitivste Mühlenart, der Flutter, dient als transportable Wasserschopfmühle in den Niederungsgebieten von Holland bis Schleswig-Holstein.

Er besteht aus einem Flügelkranz, an dessen Achse eine ummantelte archimedische Schraube angeschlossen ist.

Turmwindmühle

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Die Turmwindmühle ist vollständig massiv, meist aus Ziegelmauerwerk, gebaut. 

Das Mühlengebäude hat eine konische Form. Die Kappe ist drehbar und lässt sich entweder mittels Steert (wie hier im Bild) oder mittels Windrose in den Wind drehen.

Gallerieholländer

bild gerliehöllander

Einen ganz wesentlichen Fortschritt in der Windmühlentechnik brachte die Entwicklung der Kappenwindmühle. Da nur noch die Flügel mit der Kappe in den Wind gedreht werden, ergeben sich statische und räumliche Vorteile. 

Später dann wurde es erforderlich, den Unterbau größer und höher zu errichten, weil somit im Mühleninneren wesentlich mehr Arbeits- und Lagerfläche zur Verfügung stand. Die Kappenwindmühle, so sagen die einen, soll von dem Holländer Andreas Moerbeke 1573 erfunden worden sein, andere sagen, dass es eine Erfindung des holländischen Ingenieurs Jan Legwater im 16. Jahrhundert gewesen sei. Seitdem nennt man diese Mühle "Holländer".

Holländer

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Man unterscheidet mehrere Arten von Holländern: den Erdholländer, bei dem wird vom Erdboden aus die Mühle in den Wind gestellt, den Wallholländer, der vom Wall aus in den Wind gestellt wird, und den Galerieholländer, der von der  Galerie aus in den Wind gestellt wird.

Die Galerieholländer lassen sich nochmals nach ihrer Höhe unterscheiden, je nachdem, wie viel Stockwerke bis zur Galerie errichtet worden sind.

Der Aufbau einer Holländermühle lässt sich in drei Abschnitte aufteilen.